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Pressebericht: Lohn ist die Dankbarkeit der Spieler

Anbei der Pressebericht über die CONCORDIA aus dem Schwarzwälder-Boten (vom 29.11.2021). Vielen Dank an Redakteur Alexander Kauffmann für das angenehme Interview.

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Lohn ist die Dankbarkeit der Spieler

Hechingen - Marc Schuster ist seit einem Jahr Vorsitzender des Sport-Club Concordia Zollern. Jüngst machte er im Verwaltungsausschuss (Stadt Hechingen) auf den Verein aufmerksam, der noch gar nicht so bekannt zu sein scheint. Wir wollten von ihm wissen, was im Fußball besser laufen muss, warum auch die Sportart Nummer eins es schwer hat, Nachwuchs zu finden und wie der Sport-Club Concordia das Problem lokal angeht.

Herr Schuster, waren Sie heute schon auf dem Fußballplatz?

Heute noch nicht, aber ansonsten regelmäßig. Ich trainiere aktuell die A-Junioren des SC Concordia Zollern.

Fußball ist in aller Munde, zum Beispiel bei Welt- und Europameisterschaften. Über Fußball wird mehr gesprochen als über andere Sportarten. Warum gibt es dennoch ein Nachwuchsproblem?

Das ist ein vielschichtiges Thema. Neben dem demographischen Wandel und der veränderten gesellschaftlichen Einstellung zum Fußball gibt es zudem veränderte Sportmotive mit einer Vielzahl an sportlichen Konkurrenzangeboten Der Fußball hat sich meiner Meinung nach zudem zu lange darauf ausgeruht, die Sportart „Nummer 1“ zu sein. Beim Blick über den Tellerrand hinaus, war ich beeindruckt vom Engagement und der Akribie anderer Nischensportarten, die frühzeitig erkannt haben, dass sie anders auftreten und Zusatzangebote schaffen müssen, wenn sie Mitglieder halten und neue werben wollen.

Können Sie das Problem beim Fußball konkretisieren?

Eine kontinuierliche Weiterentwicklung ist generell mehr im Leistungs- als im Breitenfußball festzustellen. Im Amateurfußball laufen viele Themen, häufig situationsbedingt, in altbewährter Art und Weise ab. In Sachen Spielerzulauf hat der Fußball lange Zeit von der Masse an interessierten Kindern und Jugendlichen profitiert und sich deshalb nur begrenzt angepasst. Diese Entwicklung ist jedoch nicht erst kurzfristig erkennbar sondern hält bereits lange Zeit an. Beispielsweise sind die ersten Spielgemeinschaften (SGM), aus Spielermangel heraus, schon vor über 30 Jahren entstanden - heutzutage gibt es fast mehr SGM´s im Juniorenbereich als Mannschaften die nur einem Verein angehören. Viele Spieler hören bereits frühzeitig auf, der sogenannte „Drop-out“ ist deutlich angestiegen. Daher gibt es offenkundig Versäumnisse im Fußball.

Welche?

Der öffentliche Fokus liegt prinzipiell mehr auf dem Erwachsenen- als auf dem Juniorenfußball. Ein Beispiel: Während zuvor bereits Spiele der Herren bis zur Oberliga (5. Liga) teilweise live ausgestrahlt wurden, konnte man bspw. Spiele der deutschen U-Nationalmannschaften bis vor einigen Jahren so gut wie gar nicht im TV ansehen. Quervergleiche in anderen relevanten Themengebieten lassen sich nahtlos bis in den Amateurbereich ziehen, obwohl immer wieder die Wichtigkeit des Nachwuchsfußballs betont wird.

Wie müsste sich der Fußball neu aufstellen?

Im Leistungsbereich gab es nach dem Debakel bei der Europameisterschaft im Jahr 2000 in der Nachwuchsförderung einen Wandel, der in der Schaffung von Nachwuchsleistungszentren und dezentralen DFB-Stützpunkten mündete. Dies hat den Fokus auf den Juniorenfußball in der Spitze geändert - die Früchte konnte man dann bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien ernten. Im unteren Amateurbereich kam dieses Umdenken aber nur begrenzt an.
Und da kommen die Vereine in und um Hechingen ins Spiel.
Richtig. Die Vereine an der Basis sind essenziell für den Fußball in seiner Gesamtheit.

Was kann der DFB also tun, um die Fußballvereine hier in der Gegend zu unterstützen?

Der DFB hat vor Jahren bereits diverse Empfehlungen an Amateurvereine ausgesprochen. Neben Trainerlizenzierung unter anderem auch die Beschäftigung eines hauptamtlichen Geschäftsführer, der sich detailliert um Themen wie z. B. Sponsoring oder Steuern kümmern soll.

Aber es gibt keinen, der sich das leisten kann.

Nicht ganz, aber mit Ausnahme der TSG Balingen regional nur sehr wenige.
Da haben Sie recht.
Eine weitere Empfehlung betraf das Thema Kooperation von Schule und Verein sowie die Erhöhung von Mitgliedsbeiträgen. Diese sind häufig niedrig angesetzt und teils seit Jahren nicht erhöht worden.

Das sind nette Empfehlungen, die sich praxisuntauglich anhören.

An sich machen diese sehr wohl Sinn, aber sie sind schwierig umzusetzen. Häufig fehlt es an der notwendigen „Manpower“. Hierbei ist oftmals das Problem, dass die Anzahl an Ehrenamtlichen, die sich in ihrer Freizeit unentgeltlich im Vereinsleben einbringen, stetig abnimmt. Es gibt heutzutage nicht mehr viele Leute, die sich nach ihrer Arbeit noch im Ehrenamt engagieren wollen.

Und an dieser Stelle springt der Sport-Club Concordia Zollern ein.

Wir versuchen Angebote für diverse dieser vorgenannten Problemstellungen zu offerieren. Jedoch können auch wir die vorgenannten Entwicklungen nicht aufhalten sondern nur versuchen diese abzumildern. Den Fußball in der Region, durch qualifizierte und nachhaltige Nachwuchsarbeit zu stärken ist eines unserer erklärten Ziele.

Was braucht der Fußball, wenn er überleben will?

Ich sehe den Fußball nicht im Überlebenskampf, jedoch einem massivem Wandel unterworfen. Um die Frage zu beantworten: Im Kern sollte über den eigenen Tellerrand hinausgeschaut werden, man sollte offen sein für Neues. Hierbei sollte beispielsweise der Versuch unternommen werden, qualifizierte Angebote in unterschiedlichen Bereichen zu schaffen, um Personen im Fußball halten zu können. Spaß und Begeisterung am Sport zu wecken und zu erhalten gehört natürlich ebenfalls dazu.

Welche Probleme kann die Concordia lösen?

Wir verstehen uns als Dienstleister der Vereine. Hierbei bieten wir einen zuverlässigen Spiel- und Trainingsbetrieb mit lizenzierten Übungsleitern an, bei dem die Spieler unserer Partnervereine Mitglied im Heimatverein bleiben und lediglich ein Spielrecht bei uns erhalten. Über den Campus Concordia offerieren wir zudem diverse Förderangebote und unterstützen zudem soziale Projekte. Wir wollen unser Wissen nicht für uns behalten sondern dies gerne mit anderen Vereinen, im Sinne des Nachwuchsfußballs, teilen. Miteinander anstatt gegeneinander lautet die Devise.

Den Sport-Club Concordia gibt es seit ungefähr einem Jahr. Welche Erfolge haben Sie in dieser Zeit erzielt?

Wir sind zu Jahresbeginn 2021 bereits eine Partnerschaft mit dem FC 07 Hechingen eingegangen. Im Spielbetrieb stellen wir aktuell bereits vier Mannschaften (C-, B-, A-Junioren) mit knapp 80 Jugendlichen, die im Weiherstadion trainieren und Fußball spielen. Im Bereich des Campus Concordia sind wir zudem eine Förderkooperation mit dem FV 08 Rottweil in den Bereichen Fördertraining und Trainerfortbildung eingegangen. Mit dem Kampfkunstzentrum Hechingen betreiben wir außerdem eine sportartübergreifende Kooperation. Des Weiteren läuft aktuell bereits der erste Kurs im Bereich TaffeTiger Kindertraining in Hechingen. Weitere Ideen und Kooperationen sind in Planung.

Zum Abschluss: Was bringt Sie dazu, sich für den Jugendfußball zu engagieren?

Ich war zuletzt fast neun Jahre als Funktionär und Jugendtrainer bei der TSG Balingen aktiv. Andere Trainer sind zwischenzeitlich in den Aktivenbereich abgewandert, da dort ein größeres Interesse und bessere finanzielle Entlohnung existiert. Ich persönlich finde es wichtig die Spieler im Juniorenbereich zu fördern und zu fordern. Die Entwicklung der Spieler steht dabei im Fokus - der Lohn für mich, wie für viele andere Jugendtrainer ist letztendlich, die aufrichtige Dankbarkeit der Spieler.
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